Samstag, 18. November 2006

Terroristen in Sarajevo vor Gericht!

Die jüngsten Verhaftungen ließen keinen Zweifel an der Anfälligkeit Bosniens für den islamistischen Terror. Tolerante bosnische Traditionen sind in Gefahr. Ende Oktober 2005 erfuhren die Behörden in Sarajewo von einer islamistischen Terrorzelle, die Angriffe auf die bosnische Hauptstadt plante. Die Ziele waren angeblich Botschaften der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union – genau jene Gruppe, der Bosnier aller Glaubensrichtungen undethnischer Herkunft so gerne beitreten würden. In der Wohnung von Mirsad BEKTASEVIC, einem bosnischen Staatsangehörigen mit schwedischer Staatsbürgerschaft, fand die Polizei ein ziemliches Feuerarsenal: 30 kg Sprengstoff, zahlreiche Waffen und eine Selbstmordweste. Außerdem fanden sie ein beunruhigendes Video, in dem BEKTASEVIC und sein Freund, der dänisch-türkische Cesur Abdulkadir, Gott um Vergebung für ihre Absichten baten. BEKTASEVIC und Abdulkadir sind nach wie vor in Untersuchungshaft.Aus ihren Handys und dem Laptop-Computer konnte man verdächtige Kontakte in Großbritannien und Dänemark ableiten. Bald konnte die britische Polizei drei Männer verhaften, die mit BEKTASEVIC und Abdulkadir verknüpft waren. Man verdächtigt diese drei der Planung von Attacken auf das Weiße Haus in Washington. Dänische Behörden verhafteten acht weitere Kontaktpersonen von BEKTASEVIC und Abdulkadir. Diese Verdächtigen planten angeblich einen Angriff irgendwo in Europa.Am 11. November tauchte eine weitere bosnische Verbindung weit entfernt vom Balkan in Australien auf. Die Behörden verhafteten dort Mirsad MULAHALILOVIC, ehemals aus Bosnien. Er war einer von 17 Individuen, die im Verdacht stehen, Sprengstoffe für Angriffe auf verschiedene australische Ziele herzustellen und anscheinend auch auf einen Atomreaktor im Süden von Sydney.Zwischen dem 19. und 25. November wurden drei weitere Verhaftungen im Zusammenhang mit Terroraktivitäten in Bosnien vorgenommen. Die jungen Verdächtigen, alle bosnische Staatsangehörige, werden beschuldigt, zu der gleichen lokalen islamistischen Zelle zu gehören wie BEKTASEVIC und Abdulkadir. Wieder einmal fand die Polizei Beweise, dass die Verdächtigen Sprengstoffe besorgt hatten, und zwar die gleiche Art von Sprengstoffen wie jene, die bei der Razzia Ende Oktober beschlagnahmt wurden. Zusätzlich zu den Bombenherstellungsmaterialien, die man in Hadzici fand, entdeckte die Polizei auch Waffen, die in einer Fabrik in Sarajewo versteckt waren.Verständlicherweise hat die bosnische Verbindung bei all diesen Verhaftungen – von Australien bis zum Nordwesten Europas und Bosnien selbst – die Aufmerksamkeit erneut auf den Balkan als eine Brutstätte für den islamistischen Terrorismus gelenkt. Es besteht eine neue Dringlichkeit, z. B. die Verfahren zur Genehmigung der bosnischen Staatsbürgerschaft für Einwanderer zu überprüfen, insbesondere der arabischen Mujaheddin, die den Bosniern bei ihrem Widerstand gegen ethnische Säuberungen in den dunklen Jahren zwischen 1992 und 1995 beistanden. Die sarajewische Regierung belohnte viel zu viele dieser Kämpfer für ihren Beistand mit der Gewährung der bosnischen Staatsbürgerschaft. Inzwischen mussten viele Bosniaken die alles andere als hilfreichen Absichten ihrer neuen Landsleute feststellen. Die Mujaheddin begannen damit, ihre Wahhabi-Version des Islam durchzudrücken und versuchten, den durch und durch europäischen Bosniaken fremdartige gesellschaftliche Gebräuche aufzuzwingen. Und noch schlimmer ist, dass man nach den Angriffen vom 11. September auf die Vereinigten Staaten feststellen musste, dass einige der in Bosnien stationierten Mujaheddin aktiv die gewalttätigen Aktionen von al Qaida unterstützte. Trotzdem bestand die überwiegende Mehrheit der bei den jüngsten Terrorabwehr-Verhaftungswellen in Bosnien Verhafteten aus Einheimischen. Es ist mehr als ein ganzes Jahrzehnt her seit die ersten arabischen Wahhabists nach Bosnien kamen. Mehr als ein ganzes Jahrzehnt ist wahrlich genug Zeit für diese Ausländer, die nächste Generation mitzuprägen. Wahhabists aus dem Mittleren Osten bauten alle Arten von Moscheen und Madrassas in Bosnien. In diesen Stätten wird eine ganz andere Version des Islams als die tolerante Glaubensrichtung gefördert, der die meisten Bosniaken zugehören.Deutschen Sicherheitsbeamten zufolge diente die von Saudi-Arabien finanzierte King Fahd-Moschee in Sarajewo als Versammlungsort für eine Gruppe von Fanatikern, die den Anschlag auf die Alte Brücke von Mostar planten. In den ersten paar Jahren nach der Eröffnung der Moschee im Jahr 2000 waren die Gläubigen fast ausschließlich eingebürgerte Bosnier aus dem Mittleren Osten und Nordafrika. Am Versammlungsort tauchten aber immer mehr radikalisierte Bosniaken auf. Die Behörden in Sarajewo untersuchen derzeit eine mögliche Verbindung zwischen dieser Moschee und den fünf jungen Terrorverdächtigen, die im Oktober und November in Bosnien verhaftet wurden. Ausländische Wahhabists mit gewalttätigen Absichten haben gute Gründe, sich für junge Bosniaken zu interessieren. Diese Ausländer sind nicht an den Seelen dieser jungen Menschen interessiert! Sondern an ihrer Hautfarbe. Al Qaida sucht verzweifelt nach Möglichkeiten, wie sie die Rassenprofilierungen an Sicherheitskontrollen überall in der Welt umgehen können. Blauäugige, blonde Bosniaken sind deshalb ideale Rekruten. Wie aus den jüngsten Verhaftungen hervorgeht, ist es islamistischen Terrorgruppen gelungen, junge Leute aus dem Balkan in ihr Netz zu locken. Trotz aller toleranter Traditionen der Moslems im Balkan sind doch junge Bosniaken gegenüber radikalisierenden Einflüssen nicht immun. Die bosnischen Behörden müssen viel mehr auf der Hut sein.

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